Korea Report



8. Tag


Hahoe, alt.





Was ist wichtig im Urlaub? Abwechslung!

Wir haben eine große und eine kleine koreanische Stadt kennengelernt, und wir waren schon in den Bergen. An diesem Tag war das Landleben an der Reihe.

Eines der berühmtesten koreanischen Dörfer ist Hahoe, eine Siedlung in der Nahe Andongs. Da werden die Traditionen des Landes weitergelebt. Wenn man sich von Touristenscharen abstrahiert.

Hahoe liegt ca. 25 km von Andong entfernt in der Kurve des Nakdong Flußes. Der Name selbst bedeutet "Windung des Flusslaufs", und die Form der Siedlung entspricht einer auf Wasser schwimmenden Lotusblume.

Gute Energien durchströmen diesen Ort, so glauben das zumindest die Anhänger der Geomantie. Da die Lehre in Korea weit verbreitet ist, wird dieser Umstand sogar in Touristenbroschüren besonders hervorgehoben.

Seit 600 Jahren besteht Hahoe als Residenz des Pungsan Ryu Klans, mit Hilfe der guten Energien und der Tugenden der Klanmitglieder. Derzeit wohnen 229 Personen in 121 Haushalten im Dorf.

Von Andong aus ist Hahoe ganz leicht zu erreichen - der Bus Nr. 46 fährt 8 mal täglich von der Haltestelle gegenüber dem Andong Bus Terminal. Die Fahrt dauert ca. anderthalb Stunden und führt über die Andonger Vororte und die Reisfelder entlang.

Das Gehen auf Tuchfühlung mit den alten Traditionen ist nicht kostenlos. Die Kassen des Hahoe befinden sich allerdings 1,5 km von der Siedlung entfernt - vermutlich, um die guten Energien nicht zu gefährden. Beim Aussteigen aus dem Bus erhält man eine Wertemarke für den kostenlosen Shuttle-Transfer zwischen den Kassen und Hahoe selbst. 

Das erste Gebäude, das man in Hahoe sieht, ist das Infozentrum für Touristen. Da kann man sich mit dem Dorfplan versorgen und sich nach dem Spielplan erkundigen.

Spielplan? Ja. Beim Andonger Maskdance Festival mischt Hahoe kräftig mit. Erstens, eines der berühmtesten und beliebtesten Maskenspiele Koreas ist in diesem Dorf entstanden. Zweitens, befindet sich hier eine der Bühnen des Festivals, wo Vertreter aller buddhistischen Herrenländer ihre Volkstänze und Schauspiele vorführen.

Bis zur ersten Aufführung hatten wir allerdings noch einige Stunden Zeit, also ging's auf Erkundigungstour durch Hahoe.


Was ist in den Töpfen? Das scharfe, süchtigmachende und absolut unverzichtbare Teil jedes koreanischen Mahls - Kimchi!

Kimchi ist scharf eingelegtes Gemüse, meistens China-Kohl. Weitere Bestandteile der Speise sind rote Pepperoni en masse, Knoblauch, Schalotten, Ingwer, Soja-Soße, Sesamöl, Soja-Paste und manchmal Karotten und Anchovi. Statt China-Kohl wird auch mal Rettich genommen. Das Gemüse wird sowohl pur, als Vorspeise, gegessen, als auch zu Suppen, Eintöpfen und Pfannkuchen verarbeitet. Insgesamt existieren mehr als 160 Variationen von Kimchi, und natürlich hat jede Hausfrau ihr eigenes Geheimrezept im Kochbuch.

In Sommer zubereitetes Kimchi ist zum baldigen Verzehr gedacht. Ganz anders ist Winter-Kimchi. Ende November und Anfang Dezember versammeln sich Familien und Freunde zum gemeinsamen Event - ganze Berge von Gemüse werden geschnitten, gesalzen, gewürzt und in die Töpfe gepackt. Dieses Kimchi wird dann das ganze Jahr über genossen. Insbesondere in den Wintermonaten ist es ein guter Ersatz für fehlendes frisches Gemüse und ein Vitamine-Lieferant. Kaum ein Koreaner scheint Kimchi auf seinem Tisch missen zu wollen. Auch ich muss zugeben - ich bin süchtig danach geworden.

Beachten Sie bitte auch die Strohdächer auf dem Bild oben. Solche Dächer gehörten früher auf die Häuser des gemeinen Volkes, das am Rande der Siedlung wohnte. Die Gebäude auf den Höfen des Adels sind mit Ziegeln bedeckt.

Die meisten Bauten in Hahoe bestehen unverändert seit den Zeiten der Joseon-Dynastie, 16. Jahrhundert. Das hat UNESCO dazu veranlasst, das Dorf als  Weltkulturerbe anzuerkennen.


Da die Angehörigen des Ryu-Klans bis jetzt in Hahoe wohnen, nicht in jedes Haus und Hof kann man rein - nur in die auf dem Plan gekennzeichneten.

In einem der Höfe befindet sich das Museum von Seoae Ryu Seong-ryong (1542-1607). Dieser bedeutende Vertreter des Ryu-Klans war Premier-Minister zu den Zeiten der japanischen Invasion und hat maßgeblich dazu beigetragen, Korea von den Aggressoren zu befreien.


Neben den persönlichen Sachen von Seoae Ryu Seong-ryong beinhaltet die Ausstellung einige wertvollen Bücher und Schriften seiner Zeit.

Ein paar Straßenblocks weiter befindet sich eine der drei heiligen Stätten von Hahoe - Samsindang, der Treffpunkt des Dorfes. Jedes Jahr am 15. Januar beten hier die Einwohner von Hahoe zu ihren Ahnen um das Wohlergehen.

Außerdem wurde hier das Hahoe-Schauspiel uraufgeführt. Wie die Dorfbewohner das damals geschafft haben, ist mir ein Rätsel - in der Mitte des Platzes wächst eine 600 Jahre alte Zelkove, die ihn fast komplett in Anspruch nimmt. Anscheinend war der Baum damals noch nicht so Respekt einflößend dick.


Diese weiße Girlanden um den Baum herum sind in Wirklichkeit Wunschzettel, wobei der Großteil dieser Pracht den Touristen zu verdanken ist.

Vertreter der Ahnen übernehmen dann wohl die Erfüllung.


Wer hat dem Totem die Zähne ausgeschlagen? War das ein unzufriedener Nachfahr, dessen Wünsche nicht zur Wirklichkeit wurden? Oder doch der gemeine Tourist?

Die Dorfbewohner, die mit ihren Vorfahren auf gutem Fuß standen, konnten sich zum Beispiel solche Bauten leisten:


Dieses Haus hat sich ein höherer Beamter aus dem Ryu-Klan gebaut, um in Ruhe seine Rente genießen zu können.

Wir dagegen hatten viel bescheidenere Wünsche - die guten Geister mögen uns bitte zu einer Imbiss-Bude lotzen. Es hat sich nämlich als schwierig erwiesen, in Hahoe etwas zu Essen zu finden. Zumindest, wenn man kein Koreanisch versteht, und die Aushängeschilder nicht lesen kann.

Die Geister lotzten uns stattdessen zum Ausgang aus dem Dorf, auf die grünen Felder.


Am Ausgang entdeckten wir einen weiteren Touristenmagnet - die Werkstatt, wo die Totempfahle produziert werden. Diese sind wohl die berümtesten Fotomotive aus Hahoe, dank der ausufernden Fantasie des Werkstattmeisters.


Somit war unsere Besichtigungsrunde in Hahoe beendet. Wir gingen zurück zum Ufer. Unsere nächste Herausforderung war, einen guten Platz in den Zuschauerreihen zu finden - das Schauspiel würde bald beginnen.


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